Der Zustand der Gesellschaft

Die Zeit:

Niemand soll sein Erspartes verlieren oder gar sterben müssen, weil er sich seine Medikamente oder den Arztbesuch nicht leisten kann. Dass dieses Minimum an solidarischer Fürsorge in der politischen und medialen Öffentlichkeit ganz überwiegend als nicht finanzierbar oder gar als „unamerikanisch“ abgewiesen wurde, sagt eher etwas über den Zustand der Gesellschaft als über den Kandidaten. Bernie Sanders stand für ein Politikkonzept, das nicht von einer technokratischen Vorstellung politischer Machbarkeit geprägt ist, sondern von humanistischen Überzeugungen. „Gesundheitsversorgung ist ein Menschenrecht“, das betonte Sanders wieder und wieder. Überhaupt wiederholte sich Sanders, ein Mann mit starkem New Yorker Akzent, häufig mit den immer gleichen Worten. Als wolle er den Wählern ihre Rechte und den Wert ihrer Existenz in den Verstand hinein­meißeln. Als wolle er ihnen auf diese Weise ein Selbstwertgefühl zurück­geben, das ihnen der Lebensalltag in den Vereinigten Staaten nicht mehr vermittelt. Sanders warb für die Vision einer besseren Gesellschaft, die schon verloren schien.

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Stets geht es um die Selbstermächtigung einer Arbeiterklasse, die lange Zeit politisch nicht repräsentiert war und überhaupt erst wieder in den politischen Prozess integriert werden muss. Die US-Medien ignorierten die enorme Anziehungskraft seiner Kampagne für diese Menschen weitgehend.

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Sanders‘ Politik fußt auf der Überzeugung, dass es einen fundamentalen Interessen­unterschied zwischen Kapital und Arbeit gibt. Unerlässlich predigte er gegen „die Milliardärsklasse“, „die Großunternehmen“, das „obere Prozent“.

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